Kotwasser bei Pferden: Was hilft (Praxisnaher Guide)

Kotwasser bei Pferden: Was hilft (Praxisnaher Guide)

Kotwasser beim Pferd ist ein häufiges Problem mit vielfältigen Ursachen, das oft Fragen aufwirft. Mit einer systematischen Herangehensweise und gezielten, natürlichen Maßnahmen lässt sich in vielen Fällen eine nachhaltige Verbesserung erzielen. 

Das Wichtigste in Kürze

  • Kotwasser ist meist behandelbar: Die richtige Fütterung und gezielte Darmflora-Unterstützung können das Problem häufig nachhaltig lösen
  • Stress spielt eine große Rolle: Rangniedrige Pferde und nervöse Tiere sind häufiger betroffen
  • Geduld ist entscheidend: Die Umstellung der Verdauung braucht in der Regel 4-6 Wochen, um sich vollständig zu stabilisieren
  • Natürliche Helfer wirken: Flohsamenschalen, verschiedene Kräuter sowie  Raufutter in hochwertiger Qualität sind der Schlüssel

Wann wird Kotwasser gefährlich?

Kotwasser an sich ist keine Erkrankung, sondern ein Symptom, das eine gestörte Verdauung anzeigt. Im Gegensatz zu akutem Durchfall verläuft Kotwasser meist chronisch und führt seltener zu gefährlichem Flüssigkeitsverlust. Dennoch solltest du das Problem ernst nehmen, da anhaltende Verdauungsstörungen die Lebensqualität schwächen und zu Mangelerscheinungen führen können. Bei akutem starkem Kotwasser mit zusätzlichen Symptomen wie Fieber, Appetitlosigkeit oder Kolik-Anzeichen ist sofortige tierärztliche Hilfe erforderlich.

Kotwasser erkennen: Typische Symptome

Erst wenn die Symptome erkannt worden sind, kann gezielt und effektiv gehandelt werden. Viele Pferdebesitzer verwechseln Kotwasser mit normalem Durchfall, dabei gibt es wichtige Unterschiede. Während bei Durchfall der gesamte Kot flüssig ist, wird bei Kotwasser zusätzlich zum normalen Kot freie Flüssigkeit ausgeschieden. 

Typische Symptome:

  • Wässrige Flüssigkeit läuft vor, während oder nach dem Kotabsatz aus dem After
  • Verschmutzter Schweif und Hinterhand durch die ständige Feuchtigkeit
  • Normale Kotkonsistenz liegt vor, aber mit zusätzlicher freier Flüssigkeit
  • Hautreizungen am Schweif und den Hinterbeinen durch die aggressive Flüssigkeit
  • Unangenehmer Geruch der ausgeschiedenen Flüssigkeit, oft säuerlich oder faulig

In 7 Schritten gegen Kotwasser

Schritt 1: Die Fütterung anpassen

Reduziere sofort alle zucker- und stärkehaltigen Futtermittel auf ein Minimum. Dazu gehören Kraftfutter, Karotten in großen Mengen und süßes Heu. Steige auf rohfasereiches, strukturiertes Raufutter um und achte darauf, dass dein Pferd ausreichend kaut. Die Verdauung beginnt im Maul, und unzureichend gekautes Futter führt zu Gärungsprozessen im Darm.

📌 Praxis-Tipp: Verteile das Heu auf mehrere kleine Portionen über den Tag, idealerweise alle 3-4 Stunden eine Portion.

Schritt 2: Wasserqualität und -menge überprüfen

Kontrolliere die Wasserqualität und stelle sicher, dass dein Pferd täglich 30-40 Liter sauberes Wasser trinkt. Verschmutztes oder zu warmes Wasser kann Verdauungsprobleme verstärken. Biete bei Bedarf mehrere Wasserstellen an, da manche Pferde wählerisch sind.

Schritt 3: Darmflora stabilisieren mit natürlichen Helfern

Unterstütze die Darmflora mit bewährten natürlichen Mitteln. Flohsamenschalen (30-50g täglich, in ausreichend Wasser eingerührt) binden überschüssige Flüssigkeit und fördern die Darmgesundheit. Probiotische Kräutermischungen oder fermentierte Zusätze helfen beim Erhalt der gesunden Bakterien im Darm.

Schritt 4: Stress reduzieren und Haltung optimieren

Beobachte dein Pferd genau auf Stressfaktoren. Rangordnungsprobleme, ständige Futterkonkurrenz oder Veränderungen der gewohnten Umgebung können Kotwasser auslösen. Sorge für ruhige Fresszeiten und einen sicheren Rückzugsort für dein Pferd.

📌 Praxis-Tipp: Rangniedrige Pferde sollten getrennt von dominanten Tieren gefüttert werden.

Schritt 5: Entzündungshemmende Unterstützung

Integriere antioxidativ wirkende Pflanzen wie Cistus incanus (Graubehaarte Zistrose) in die Fütterung. Die enthaltenen Polyphenole unterstützen die Darmschleimhaut. Eine tägliche Gabe von 20-30g getrockneter Zistrose zeigt oft bereits nach 2-3 Wochen positive Effekte.

Schritt 6: Bewegung und Durchblutung fördern

Sorge für regelmäßige, moderate Bewegung. Ein täglicher 20-30 minütiger Spaziergang regt die Darmmotilität an und verbessert die Durchblutung der Verdauungsorgane. Vermeide jedoch während der Beschwerden intensive Trainingseinheiten, da diese zusätzlichen Stress bedeuten können.

Schritt 7: Geduldig bleiben und dokumentieren

Führe ein Fütterungs- und Symptomtagebuch. Notiere täglich die Futtermenge, Konsistenz des Kots und das Auftreten von Kotwasser. Echte Verbesserungen zeigen sich meist erst nach 4-6 Wochen konsequenter Behandlung.

Behandlungswoche

Erwartete Verbesserung

Maßnahmen

Woche 1-2

Weniger Flüssigkeit

Fütterung umstellen, Stress reduzieren

Woche 3-4

Stabilere Kotkonsistenz

Darmflora aufbauen, Geduld bewahren, Mehr Bewegung im Alltag integrieren

Woche 5-6

Deutliche Besserung

Erfolg festigen, Ursachen eliminieren, Darmflora aufbauen

Mythen und Irrtümer: Was nicht hilft

Leider kursieren viele Irrtümer rund um die Behandlung von Kotwasser, die nicht nur unwirksam sind, sondern sogar Schaden verursachen können.

  • Mythos "Weniger trinken lassen": Wassermangel verschlechtert die Verdauung und kann zu ernsteren Problemen führen
  • Mythos "Stopfende Medikamente geben": Chemische Stopp-Mittel behandeln nur Symptome und können die eigentliche Ursache verschleiern
  • Mythos "Sofort das ganze Futter wechseln": Radikale Futterumstellungen stressen den Darm zusätzlich und verschlechtern oft die Situation

So kannst du Kotwasser vorbeugen

Mit den richtigen Maßnahmen kannst du Kotwasser und Durchfall langfristig unterbinden, dein Pferd resistenter gegen Auslöser wappnen und zu einem starken Immunsystem beitragen.

  • Hochwertiges Raufutter: Achte auf pilzfreies, gut duftendes Heu und Stroh als Grundlage der Fütterung
  • Regelmäßige Fütterungszeiten: Konstante Routine reduziert Verdauungsstress
  • Stressmanagement: Sorge für ein harmonisches Herdenumfeld und vermeide häufige Veränderungen
  • Präventive Darmunterstützung: Ergänze die Ration regelmäßig mit natürlichen Darmhelfern wie Cystus Equine zur dauerhaften Unterstützung der Darmgesundheit
  • Regelmäßige Entwurmung: Halte den Entwurmungsplan ein, aber vermeide Über-Entwurmung
  • Wasserqualität kontrollieren: Reinige Wasserstellen regelmäßig und sorge für frisches Wasser

Wann du einen Tierarzt konsultieren solltest

Bei ernsten Fällen oder anhaltenden Problemen ist der Besuch beim Tierarzt unbedingt erforderlich. Wenn trotz konsequenter Behandlung nach 6-8 Wochen keine Besserung eintritt, können tiefliegende Erkrankungen wie Parasitenbefall, Organschäden oder schwere Darmerkrankungen vorliegen. Sofortige tierärztliche Hilfe ist bei Fieber über 38,5°C, starker Abmagerung, Verweigerung der Wasser- oder Futteraufnahme oder Anzeichen einer Kolik nötig. Auch bei blutigem Durchfall oder extremer Verschlechterung des Allgemeinzustands solltest du keine Zeit verlieren und umgehend einen Arzt konsultieren.

Fazit

Kotwasser bei Pferden ist ein lösbares Problem, wenn du systematisch und geduldig vorgehst. Die Kombination aus optimierter Fütterung, Stressreduktion und natürlicher Darmunterstützung führt in den meisten Fällen zum Erfolg. Wichtig ist, dass du dem Verdauungssystem Zeit gibst, sich zu regenerieren und die Ursachen langfristig beseitigst statt nur Symptome zu bekämpfen.

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Häufig gestellte Fragen

Wie lange dauert es, bis Kotwasser verschwindet?

Die ersten Verbesserungen zeigen sich meist nach 2-3 Wochen, eine vollständige Heilung benötigt jedoch 4-6 Wochen konsequenter Behandlung. In schweren Fällen kann die Genesung auch 8-12 Wochen dauern.

Kann ich mein Pferd bei Kotwasser normal reiten?

Leichte Bewegung ist sogar förderlich, jedoch solltest du auf intensive Trainingseinheiten verzichten. Stress durch Überforderung kann das Problem verschlechtern. Entspannte Ausritte und Bodenarbeit sind optimal.

Ist Kotwasser ansteckend für andere Pferde?

Kotwasser selbst ist nicht ansteckend, da es meist durch Fütterungs- oder Haltungsfehler entsteht. Allerdings können zugrundeliegende Infektionen übertragbar sein. Achte daher auf gute Stallhygiene und trenne erkrankte Tiere vorsorglich.

Welche Rolle spielt die Magensäure bei Kotwasser?

Eine gestörte Magensäure-Produktion kann die Verdauung beeinträchtigen und zu Fehlgärungen im Darm führen. Regelmäßige kleine Heu-Portionen regen die natürliche Magensäure-Bildung an und unterstützen eine gesunde Verdauung.

Können auch junge Pferde von Kotwasser betroffen sein?

Ja, besonders beim Absetzen oder Wechsel des Futters können junge Pferde Kotwasser entwickeln. Ihr Verdauungssystem ist noch sensibler, weshalb Futterumstellungen besonders langsam und behutsam erfolgen sollten.

Disclaimer

Die in diesem Artikel vorgestellten Hausmittel und Empfehlungen basieren auf praktischen Erfahrungen und traditionellem Wissen. Sie ersetzen jedoch keine tierärztliche Diagnose oder Behandlung. Bei anhaltenden oder schweren Symptomen solltest du immer einen Tierarzt konsultieren. Jedes Pferd reagiert individuell auf Behandlungen, daher können die genannten Mittel unterschiedlich wirken. Die Anwendung der Hausmittel erfolgt auf eigene Verantwortung.

Kristin Trabandt

Kristin Trabandt

Versiert mit Ernährung für Pferde

Kristin Trabandt arbeitet bei Dr. Pandalis und ist langjährig versiert mit der Ernährung bei Pferden, insbesondere im Bereich pflanzlicher Wirkstoffe wie Cistus incanus. Mit ihrer Erfahrung verbindet sie traditionelles Wissen mit moderner Pferdeernährung.

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Quellen