Teilen
Das Wichtigste in Kürze
- Verstopfung beim Pferd kann zu lebensbedrohlichen Koliken führen und erfordert schnelles Handeln
- Natürliche Hausmittel wie Leinsamen, Weizenkleie und Kräuter können die Verdauung sanft anregen
- Ausreichend Wasser und Bewegung sind die wichtigsten Präventionsmaßnahmen
- Bei anhaltenden Symptomen oder Kolik-Anzeichen solltest du sofort einen Tierarzt kontaktieren
Wie kritisch ist Verstopfung beim Pferd?
Verstopfung beim Pferd ist keineswegs harmlos und kann sich schnell zu einer lebensbedrohlichen Verstopfungskolik entwickeln. Das Problem zeigt an, dass die normale Peristaltik im Verdauungstrakt gestört ist und der Darminhalt nicht mehr ausreichend transportiert wird.
Ignorierst du die ersten Anzeichen, kann sich der Zustand verschlechtern und zu Darmverschluss, Darmdrehung oder anderen schwerwiegenden Komplikationen führen. Besonders gefährlich wird es, wenn dein Pferd zusätzlich Symptome wie Wälzen, Schweißausbrüche oder starke Unruhe zeigt. Bei ersten Anzeichen einer Kolik oder wenn dein Pferd länger als 12 Stunden keinen Kot absetzt, ist höchste Vorsicht geboten.

Die 3 häufigsten Ursachen
Verstopfung kann aus verschiedenen Problemen heraus entstehen, doch es gibt drei typische Ursachen, auf die du besonders achten solltest:
- Falsche Fütterung: Zu viel Kraftfutter, minderwertiges Heu oder ungeeignetes Futter können den Verdauungstrakt belasten. Auch blähende Futtermittel oder abrupte Futterwechsel führen häufig zu Verdauungsproblemen.
- Wassermangel und wenig Bewegung: Trinkt dein Pferd zu wenig Wasser oder steht es zu lange in der Box, verlangsamt sich die Darmtätigkeit. Besonders im Winter oder bei gefrorenen Tränken ist Wassermangel ein häufiger Auslöser für Koliken.
- Stress und Medikamente: Stallwechsel, Transport oder auch bestimmte Medikamente können das empfindliche Gleichgewicht im Magen-Darm-Trakt stören und zu Verdauungsstörungen führen.
6 bewährte Hausmittel gegen Verstopfung beim Pferd
Natürliche Hausmittel können bei ersten Anzeichen einer Verstopfung wahre Wunder wirken. Sie arbeiten sanft mit dem Organismus deines Pferdes zusammen und belasten das bereits geschwächte Verdauungssystem nicht zusätzlich. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, sind die richtige Anwendung und Dosierung entscheidend.
Hausmittel #1: Leinsamen
Leinsamen sind reich an Schleimstoffen, die im Darm aufquellen und so die Darmbewegung sanft anregen. Die enthaltenen Omega-3-Fettsäuren wirken zusätzlich entzündungshemmend und unterstützen die Darmgesundheit [1]. Geschroteter Leinsamen ist besonders wirkungsvoll, da die Nährstoffe besser verfügbar sind.
Anwendung: 50-100 g geschroteten Leinsamen mit 1-2 Litern warmem Wasser anrühren und quellen lassen, dann verfüttern.
Hausmittel #2: Weizenkleie
Weizenkleie ist ein bewährtes Hausmittel, das durch seinen hohen Ballaststoffgehalt die Verdauung anregt [2]. Sie bindet Wasser im Darm und macht den Kot weicher, was die Passage erleichtert [3]. Gleichzeitig liefert sie wichtige B-Vitamine für einen gesunden Stoffwechsel.
Anwendung: 100-200 g Weizenkleie in 1 Liter warmem Wasser einweichen und als Mash füttern, idealerweise abends.
Hausmittel #3: Fenchel*
Fenchel wirkt krampflösend und verdauungsfördernd [4], was ihn zum idealen Helfer bei Verstopfungen macht. Die ätherischen Öle entspannen die glatte Muskulatur des Darms und können so Krämpfe lösen. Fenchel ist besonders schonend und eignet sich auch für empfindliche Pferde.
Anwendung: 1-2 Esslöffel Fenchelsamen zerdrücken und über das Futter geben oder als Tee zubereiten (abgekühlt verfüttern).
Hausmittel #4: Rübenschnitzel
Rübenschnitzel sind reich an Pektinen. Diese gehören zu den löslichen Ballaststoffen, die im Darm aufquellen und die Verdauung sanft anregen [2]. Sie haben den Vorteil, dass sie gleichzeitig Energie liefern und gut schmecken. Wichtig ist, dass du sie immer eingeweicht verfütterst.
Anwendung: 200-500 g Rübenschnitzel mindestens 2 Stunden in 1-2 Litern warmem Wasser einweichen, bis sie gut gequollen sind.
Achtung: Manche Pferde reagieren empfindlich auf den hohen Zuckeranteil der Rübenschnitzel. Sollte dies auf dein Pferd zutreffen, verfüttere nur geringe Mengen Rübenschnitzel oder siehe gänzlich von der Gabe ab.
Hausmittel #5: Pfefferminze*
Pfefferminze wirkt krampflösend und fördert die Speichel- und Magensaftproduktion, was die gesamte Verdauung unterstützt. Das enthaltene Menthol entspannt die Darmmuskulatur und kann bei leichten Verstopfungen schnell Linderung bringen [5].
Anwendung: Eine Handvoll frische Pfefferminzblätter oder 20 g getrocknete Blätter täglich unter das Futter mischen.
Hausmittel #6: Leinöl
Leinöl schmiert den Darminhalt und erleichtert so die Passage. Die enthaltenen Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend und unterstützen die Regeneration der Darmschleimhaut [1]. Wichtig ist, hochwertiges, kaltgepresstes Öl zu verwenden.
Anwendung: 50-100 ml Leinöl täglich über das Futter geben, am besten in mehreren kleineren Portionen.

Warum natürliche Mittel oft besser wirken
Natürliche Hausmittel arbeiten im Einklang mit dem komplexen Verdauungssystem deines Pferdes, anstatt es zu überlasten. Die synergistischen Effekte verschiedener Pflanzenstoffe verstärken sich gegenseitig und sorgen für eine ganzheitliche Wirkung.
Natürliche Mittel sind in der Regel gut verträglich, wenn sie richtig dosiert werden. Langfristig stärken sie das Immunsystem und fördern die Darmgesundheit, was zukünftigen Problemen vorbeugt. Der schonende Wirkmechanismus macht sie besonders geeignet für empfindliche Pferde oder Tiere, die bereits geschwächt sind.
Vorbeugen ist besser als Behandeln: 5 Präventions-Tipps
Vorbeugung ist der beste Schutz vor Verstopfung und Koliken bei deinem Pferd. Mit den richtigen Maßnahmen kannst du das Risiko erheblich reduzieren und die Darmgesundheit langfristig stärken.
-
Ausreichend Wasser bereitstellen: Sorge dafür, dass dein Pferd täglich mindestens 30-40 Liter sauberes, frisches Wasser zur Verfügung hat. Im Winter solltest du warmes Wasser anbieten, da kaltes Wasser oft gemieden wird.
-
Regelmäßige Bewegung sicherstellen: Plane täglich mindestens 1-2 Stunden Bewegung ein, auch im Winter. Bewegung regt die Darmtätigkeit an und beugt Verstopfung vor.
-
Hochwertiges Raufutter füttern: Achte auf qualitativ hochwertiges Heu und vermeide staubiges oder schimmeliges Futter. Heu sollte den Großteil der Ration ausmachen und über den Tag verteilt gefüttert werden.
-
Kraftfutter maßvoll dosieren: Füttere Kraftfutter in mehreren kleinen Portionen und wähle leicht verdauliche Sorten. Vermeide Futterwechsel ohne Übergangszeit.
-
Stress minimieren: Sorge für eine ruhige, stabile Umgebung und vermeide unnötige Veränderungen. Regelmäßige Fütterungszeiten und eine feste Tagesroutine helfen, Stress zu reduzieren.
📌 Praxis-Tipp: Führe ein Fütterungstagebuch, um Zusammenhänge zwischen Futter und Verdauungsproblemen zu erkennen.
Wann ein Tierarzt nötig ist
Bei Verstopfung beim Pferd ist es entscheidend zu erkennen, wann professionelle tierärztliche Hilfe unerlässlich wird. Eine tierärztliche Untersuchung kann schwerwiegende Komplikationen frühzeitig identifizieren und lebensrettende Maßnahmen einleiten.
Sofort den Tierarzt kontaktieren bei:
- Starke Unruhe und Wälzen
- Schweißausbrüche ohne ersichtlichen Grund
- Kein Kotabsatz über 12 Stunden
- Aufgeblähter Bauch
- Erhöhte Puls- und Atemfrequenz
- Teilnahmslosigkeit oder Fressunlust
- Scharren und Treten nach dem Bauch
- Verfärbtes Zahnfleisch
Eine tierärztliche Untersuchung kann Darmverschluss, Darmdrehung oder andere lebensbedrohliche Komplikationen ausschließen und die richtige Behandlung einleiten. Je früher eingegriffen wird, desto besser sind die Heilungschancen für dein Pferd.
Fazit
Eine Verstopfung beim Pferd ist ein ernstzunehmendes Problem, das schnelles Handeln erfordert. Natürliche Hausmittel können in vielen Fällen sanft und effektiv dabei helfen, die Verdauung wieder in Gang zu bringen. Mit der richtigen Vorbeugung und dem Wissen um Warnsignale kannst du dein Pferd optimal unterstützen. Bei anhaltenden Problemen oder Kolik-Symptomen solltest du jedoch nie zögern, einen Tierarzt zu kontaktieren.
*Fenchel, Pfefferminze, Kamille und Anis sind dopingrelevant und sollten daher mindestens 48 Stunden vor dem Turnier nicht mehr gefüttert werden.