zwei braune und ein weißes Pferd auf einer weide bei Sonnenschein, die aus einem Futtertrog fressen

Darmflora beim Pferd aufbauen: 5 effektive Methoden für nachhaltige Ergebnisse

Möchtest du die Gesundheit deines Pferdes langfristig stärken, solltest du insbesondere den Darm berücksichtigen. Diesen kannst du mit natürlichen Mitteln effektiv und zugleich schonend stärken. Wir zeigen dir, wie. 

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Aufbau der Darmflora braucht Zeit: Rechne mit mindestens 4-8 Wochen
  • Natürliche Methoden sind schonender: Pflanzliche Mittel wie Cistus incanus unterstützen den Magen-Darm-Trakt auf natürlicher Art und Weise 
  • Ursachen beheben statt Beschwerden lindern: Ohne nachhaltige Futterumstellung bleibt jede Darmflora-Sanierung oberflächlich
  • Bei akuten Problemen den Tierarzt rufen: Zeigt dein Pferd starke Schmerzen an oder ist unruhig, solltest du einen Tierarzt konsultieren

Wie kritisch ist eine gestörte Darmflora?

Eine gestörte Darmflora beim Pferd zeigt an, dass das empfindliche Gleichgewicht zwischen guten und schlechten Bakterien im Pferdedarm aus dem Lot geraten ist. Wenn pathogene Keime (krankheitsauslösend) die Oberhand gewinnen, können sie Fehlgärungen verursachen und die Barrierefunktion der Darmschleimhaut schwächen.

Ignorierst du die Beschwerden, kann dies chronische Probleme wie wiederkehrende Koliken, Hufrehe oder ein geschwächtes Immunsystem nach sich ziehen. Besonders gefährlich wird es, wenn zusätzlich Appetitlosigkeit, Fieber oder starke Apathie auftreten. In solchen Fällen ist umgehend tierärztliche Hilfe erforderlich.

Warum eine einmalige Darmsanierung nicht reicht

Viele Pferdebesitzer machen den Fehler, nach einer erfolgreichen Darmsanierung die Darmgesundheit als "erledigt" zu betrachten. Die Darmflora ist jedoch ein dynamisches System, das ständigen Einflüssen wie Stress, Futterqualität und Umweltfaktoren ausgesetzt ist.

Ohne kontinuierliche Unterstützung kann sich das mühsam aufgebaute Gleichgewicht im Mikrobiom schnell wieder verschieben. Eine nachhaltige Darmgesundheit erfordert daher regelmäßige Pflege und bewusste Präventionsmaßnahmen.

Die 3 häufigsten Ursachen

Eine gestörte Darmflora kann beim Pferd aus verschiedenen Problemen heraus entstehen. Wie auch beim Menschen ist der Verdauungstrakt ein komplexes System. Erste Ansatzpunkte sind:

  • Fütterung und Futterqualität: Minderwertiges Heu, zu viel Kraftfutter oder eine abrupte Futterumstellung bringen das Darmmilieu durcheinander. Auch Süßstoff oder verschimmeltes Futter können die nützlichen Mikroorganismen im Darm schädigen.
  • Stress und Umweltfaktoren: Stallwechsel, Turniere oder Herdendynamik setzen Pferde unter Stress, was die Magensäure-Produktion beeinflusst und die Darmfunktion beeinträchtigt. Auch zu wenig Bewegung oder unregelmäßige Fütterungszeiten wirken sich negativ aus.
  • Medikamente und Wurmkuren: Antibiotika und Entwurmungsmittel zerstören nicht nur schädliche, sondern auch nützliche Darmbakterien. Nach jeder medikamentösen Behandlung solltest du daher gezielt die Darmflora beim Pferd aufbauen.

5 bewährte Methoden zum Darmflora-Aufbau

Eine nachhaltige Darmsanierung beim Pferd erfordert einen ganzheitlichen Ansatz mit verschiedenen, sich ergänzenden Strategien. Im Gegensatz zu oberflächlichen Behandlungen arbeiten diese Methoden systematisch daran, das Darmmilieu langfristig zu stabilisieren und die körpereigenen Regenerationsprozesse zu unterstützen. Durch die Kombination mehrerer Methoden erreichst du einen dauerhaft gesunden Zustand der Darmflora beim Pferd und unterstützt die Verdauung, den Stoffwechsel und mehr.

Methode #1: Probiotische Unterstützung

Diese Methode zielt darauf ab, gezielt nützliche Mikroorganismen im Darm anzusiedeln und zu vermehren. Probiotika liefern lebende Bakterien und Hefen, die das natürliche Gleichgewicht wiederherstellen und schädliche Keime verdrängen. Besonders nach Antibiotika-Gaben oder bei akuten Darmproblemen ist diese Methode unverzichtbar.

Umsetzung mit Bierhefe (in der aktiven Form): 50-80 g Bierhefe täglich unter das Futter mischen. Beginne mit einer geringeren Menge und steigere langsam, um Blähungen zu vermeiden. Bierhefe liefert lebende Hefezellen und wichtige B-Vitamine für optimales Bakterienwachstum.

📌 Praxis-Tipp: Gib Probiotika immer auf nüchternen Magen oder mit wenig Futter, damit die Mikroorganismen den Darm lebend erreichen.

Methode #2: Präbiotische Fütterung

Präbiotika sind der "Dünger" für nützliche Darmbakterien. Diese Methode konzentriert sich darauf, den bereits vorhandenen guten Bakterien optimale Nahrung zu bieten, damit sie sich vermehren und das Darmmilieu dominieren können. 

Umsetzung mit Flohsamenschalen: 30-50 g Flohsamenschalen mit reichlich Wasser anrühren und sofort verfüttern. Sie quellen im Darm auf, bilden eine schützende Schleimschicht und dienen als perfekte Nahrung für Lakto- und Bifidobakterien.

Methode #3: Darmreinigung und Entgiftung

Eine gründliche Darmreinigung entfernt toxische Stoffwechselprodukte, pathogene Keime und Schadstoffe, die das Darmmilieu belasten. Diese Methode schafft die Voraussetzungen dafür, dass sich nützliche Bakterien optimal ansiedeln können.

Umsetzung mit Bentonit: 30-50 g Bentonit täglich mit reichlich Wasser anrühren und sofort verfüttern. Das Mineralgestein bindet Giftstoffe und schädliche Bakterien wie ein Schwamm und reguliert den pH-Wert im Darm.

Alternative: Zeolith oder Aktivkohle für intensive Entgiftungsphasen (nicht dauerhaft verwenden).

Methode #4: Unterstützung des Darmtrakts

Die Darmschleimhaut ist eine der wichtigsten Barrieren gegen schädliche Substanzen und gleichzeitig der Ort, wo Nährstoffe aufgenommen werden. Eine intakte Schleimhaut ist Voraussetzung für eine stabile Darmflora.

Umsetzung mit Cystus (graubehaarte Zistrose): 20-30 g getrocknetes Cystus Equine Bio Granulat täglich ins Futter mischen. Die enthaltenen arttypischen hochpolymeren Polyphenole unterstützen die Darmschleimhaut optimal und nachhaltig. 

Methode #5: Stressreduktion und Futteroptimierung

Dauerstress und falsche Fütterung sind die häufigsten Ursachen für Darmprobleme. Die folgenden Methoden beheben die Grundursachen einer gestörten Darmflora und sorgen für optimale Bedingungen im Verdauungstrakt. Ohne diese fundamentalen Änderungen bleiben alle anderen Maßnahmen nur oberflächliche Behandlungen der Symptome.

  • Fütterungsoptimierung: Mindestens 1,5-2 kg hochwertiges, staubfreies Heu pro 100 kg Körpergewicht täglich. Kraftfutter reduzieren und auf mehrere kleine Portionen verteilen. Feste Fütterungszeiten einhalten.
  • Stressmanagement: Ausreichend Bewegung, stabiles soziales Umfeld, ruhige Stallzeiten. Abrupte Änderungen im Tagesablauf vermeiden.
  • Unterstützung durch Pfefferminze: 20-30 g getrocknete Pfefferminzblätter* bei stressbedingten Darmproblemen. Das Menthol wirkt beruhigend und krampflösend auf den gesamten Verdauungstrakt.

Warum natürliche Mittel oft nachhaltiger wirken

Natürliche Mittel arbeiten synergistisch mit dem Organismus deines Pferdes zusammen, anstatt einzelne Symptome zu unterdrücken. Dabei unterstützen sie körpereigene Selbstheilungskräfte und helfen dabei, das natürliche Gleichgewicht im Darm wiederherzustellen.

Ein weiterer Vorteil: Natürliche Mittel werden in der Regel gut vertragen und können daher auch langfristig eingesetzt werden. Besonders wichtig ist, dass sie die nützlichen Darmbakterien nicht schädigen, sondern deren Wachstum sogar fördern können. So entsteht ein nachhaltiger Prozess, der das gesamte Immunsystem stärkt und die Verdauung fördert.

Wann ein Tierarzt nötig ist

Bei bestimmten Warnsignalen solltest du nicht zögern und professionelle Hilfe hinzuziehen:

  • Fieber über 38,5°C
  • Starke Kolik-Symptome
  • Völliger Appetitverlust
  • Wässriger Durchfall oder Kotwasser
  • Dehydration
  • Apathie und Schwäche
  • Schwellungen am Bauch
  • Gelbliche Schleimhäute

Eine tierärztliche Untersuchung kann aufdecken, ob hinter den Darmproblemen ernsthafte Erkrankungen wie Parasiten, Infektionen oder Stoffwechselstörungen stecken. Außerdem kann der Tierarzt eine gezielte Kotanalyse durchführen und dir einen individuellen Behandlungsplan erstellen.

Fazit

Eine gesunde Darmflora ist der Schlüssel zum Wohlbefinden deines Pferdes und lässt sich mit natürlichen Mitteln schonend aufbauen. Geduld und Konsequenz sind dabei besonders wichtig. Mit der richtigen Kombination aus hochwertiger Fütterung, stressarmer Haltung und gezielten Hausmitteln schaffst du optimale Bedingungen für ein stabiles Darmmilieu. Vergiss nicht: Eine Darmsanierung braucht Zeit, aber die Investition in die Darmgesundheit zahlt sich langfristig durch ein vitales und zufriedenes Pferd aus.

 

*Pfefferminze, Fenchel und Kamille sind dopingrelevant und sollten daher mindestens 48 Stunden vor dem Turnier nicht mehr gefüttert werden.  

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Häufig gestellte Fragen

Was hilft am besten gegen eine gestörte Darmflora beim Pferd?

Am wirksamsten ist eine Kombination aus Bierhefe und Flohsamenschalen.  Schädliche Keime werden bekämpft, nützliche Bakterien hingegen gefördert. Zusätzlich kann Cystus zur Unterstützung bei Magen-Darm-Empfindlichkeiten und des Immunsystems gegeben werden. Wichtig ist zusätzlich die Ursachenbehebung durch Futteroptimierung und Stressreduktion. Bei anhaltenden Problemen oder zusätzlichen Symptomen wie Fieber solltest du unbedingt einen Tierarzt konsultieren.

Welche Kräuter helfen bei Darmproblemen?

Besonders bewährt haben sich Eichenrinde und Pfefferminze* wegen ihrer entzündungshemmenden Eigenschaften. Kamille*, Cystus und Fenchel* unterstützen außerdem dem Magen-Darm-Trakt. Zusätzlich versorgen auch Leinsamen und Flohsamenschalen das Pferd mit natürlichen Schleimstoffen.

Was regt die Darmtätigkeit beim Pferd an?

Neben einer gesunden und ballaststoffreichen Ernährung ist vor allem die tägliche Bewegung von großer Bedeutung. Gib deinem Pferd genügend Auslauf, sodass der natürliche Verdauungsprozess aktiviert werden kann. Auch ausreichend Erholung und Schlaf begünstigen die Darmtätigkeit und sorgen für eine intakte Darmflora.

Disclaimer

Die in diesem Artikel vorgestellten Hausmittel und Empfehlungen basieren auf praktischen Erfahrungen und traditionellem Wissen. Sie ersetzen jedoch keine tierärztliche Diagnose oder Behandlung. Bei anhaltenden oder schweren Symptomen solltest du immer einen Tierarzt konsultieren. Jedes Pferd reagiert individuell auf Behandlungen, daher können die genannten Mittel unterschiedlich wirken. Die Anwendung der Hausmittel erfolgt auf eigene Verantwortung.

Kristin Trabandt

Kristin Trabandt

Versiert mit Ernährung für Pferde

Kristin Trabandt arbeitet bei Dr. Pandalis und ist langjährig versiert mit der Ernährung bei Pferden, insbesondere im Bereich pflanzlicher Wirkstoffe wie Cistus incanus. Mit ihrer Erfahrung verbindet sie traditionelles Wissen mit moderner Pferdeernährung.

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